Definitionen

Lese- Rechtschreibschwäche (LRS), Legasthenie

Lese- und/oder Rechtschreibprobleme kann man erst sicher feststellen, wenn sich das Kind am Anfang (besser noch in der Mitte) der zweiten Klasse befindet.

Es gibt jedoch auch schon davor Auffälligkeiten, die auf spätere Probleme hinweisen können.

 

Legasthenie ist eine angeborene Lese- und Rechtschreibschwäche, die ein Leben lang bestehen bleibt, da genetisch bedingt.

LRS ist eine Lese- und Rechtschreibschwäche, die als vorübergehend bezeichnet wird. Sie kommt meist durch psychosoziale Umstände zustande.

 

Dr. Astrid Kopp-Duller 1995
(Präsidentin der Austrian Dyslexia Association, ADA, Erster Österreichischer Dachverband Legasthenie EÖDL):
"Ein legasthener Mensch, bei guter oder durchschnittlicher Intelligenz, nimmt seine Umwelt differenziert anders wahr. Seine Aufmerksamkeit lässt, wenn er auf Symbole, wie Buchstaben oder Zahlen trifft, nach, da er sie durch seine differenzierten Teilleistungen anders empfindet als nicht legasthene Menschen. Dadurch ergeben sich Schwierigkeiten beim Erlernen des Lesens, Schreibens oder Rechnens."

 

Die Begrifflichkeiten "Störung, Förderung, Fehler" befinden sich -nach Aussage von Frau Eva Reichert-Garschhammer (Stellvertr. Institutsleiterin beim IFP)- im Wandel*1.

Sie wurden in ab 2015 durch weniger diskriminierende Begriffe ersetzt. Verursacht durch eine veränderte Auffassung, dass Lernen ein lebenslanger Prozess ist, werden neue Richtlinien für Krippen, Kindergärten, Schulen und weiterführende Bildungsträger entstehen. Das wichtigste Element im Lernleben ist die Familie, der besondere Bedeutung zukommt.
*1 Vortrag auf der 2. Bildungskonferenz in Amberg am 11.2.2012

 

Bemerkung Sept. 2016: Die Begriffe "Legasthenie" und "Lese- Rechtschreibschwäche"  wurde nun unter "Lese-Rechtschreib-Störung" vereinheitlicht.

Vererbung
Bisher wurden sechs Regionen auf den Chromosomen 1, 2, 3, 6, 15 und 18 identifiziert, die die Lese- und Rechtschreibfähigkeit indirekt beeinflussen. Oft sind -auch über Generationen- mehrere Familienmitglieder betroffen.

 

Hirnreifeverzögerung
Ursächlich in der Schwangerschaft und um die Geburt herum. Die Problematiken können in Alkohol-/ Nikotinkonsum oder auch einer starken Stresssituation der Mutter / Familie liegen. Möglich auch durch Sauerstoffmangel bei der Geburt. Ungewollte Schwangerschaften und Kindesvernachlässigung, gerade in der ersten Lebensphase wirken verstärkend.

In jedem Falle sind verschiedene Sinneswahrnehmungen betroffen, die gefördert werden müssen.

Die offiziellen Definitionen

(laut bayerischem Kultusministerium):

Quelle: http://www.schulberatung.bayern.de/


Neu ist seit dem SJ 2016/2017, dass nur noch mit dem Begriff "Lese-Rechtschreib-Störung" (isoliert oder in Kombination) gearbeitet wird. Hier die "alten" Definitionen zur besseren Unterscheidung der Merkmale.

Quelle und Möglichkeiten Fördermaßnahmen (klicken)

 

Bisher wurde so aufgeklärt:

Legasthenie:

"ist eine Störung des Lesens und Rechtschreibens, die entwicklungsbiologisch und zentralnervös begründet ist. Die Lernstörung besteht trotz normaler oder auch überdurchschnittlicher Intelligenz und trotz normaler familiärer und schulischer Lernanregungen. Die Beeinträchtigung oder Verzögerung beim Erlernen grundlegender Funktionen, die mit der Reifung des zentralen Nervensystems verbunden ist, hat demnach biologische Ursachen, deren Entwicklung lange vor der Geburt des Kindes angelegt oder durch eine Schädigung im zeitlichen Umkreis der Geburt bedingt ist.

Legasthenie ist eine nur schwer therapierbare Krankheit, die zu teilweise erheblichen Störungen bei der zentralen Aufnahme, Verarbeitung und Wiedergabe von Sprache und Schriftsprache führt. Individuelle Ausprägungen und Schweregrade dieser Lernschwierigkeit ergeben sich durch unterschiedliche Kombinationen von Teilleistungsschwächen der Wahrnehmung, der Motorik und der sensorischen Integration. Von Legasthenie sind rund 4% aller Menschen betroffen."

 

"Im Gegensatz zur anhaltenden Lese- und Rechtschreibstörung können Schüler ein vorübergehendes legasthenes Erscheinungsbild aufweisen, das auf unterschiedliche Ursachen zurückzuführen ist. Ursache dafür kann z.B. eine Erkrankung, eine besondere seelische Belastung oder ein Schulwechsel sein. Rund 7 bis 10% aller Schüler im Einschulungsalter haben Schwierigkeiten beim Erlernen des Lesens."

 

"Lese- und Rechtschreibschwächen im Rahmen einer allgemeinen Minderbegabung treten bei Schülern mit sonderpädagogischem Förderbedarf auf, die aber nicht so schwach begabt sind, dass sie eine Schule zur individuellen Lernförderung besuchen müssten. Diese Schüler haben jedoch in allen Bereichen schulischen Lernens und Arbeitens teilweise erhebliche Schwierigkeiten, die über die gesamte Schulzeit anhalten."


Rechenschwäche (Dyskalkulie)

Rechenprobleme kann man erst sicher feststellen, wenn sich das Kind am in der Mitte bzw. am Ende der ersten Klasse befindet.

Es gibt jedoch auch schon davor Auffälligkeiten, die auf spätere Probleme hinweisen können.

Die Dyskalkulie ist noch immer wenig erforscht. Man kann von ähnlichen vererbten Ursachen wie bei der Legasthenie ausgehen.
Überwiegend betroffen sind hier grundlegende kognitive Fähigkeiten wie Raumorientierung und Merkfähigkeit, Mengenverständnis, Größenvorstellungen und Zeitabläufe. Betroffen sind meist auch die Konzentration und Aufmerksamkeit, das Kind scheint Mathe "nicht zu mögen".


In fast allen Falle sind es mehrere Sinneswahrnehmungsbereiche, die gefördert werden sollten.


AD(H)S

Kinder mit einer anderen Aufmerksamkeit, als wir es uns "normal" vorstellen, fallen zumeist bereits im Kleinkindalter auf.

 

AD(H)S bedeutet: Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom. Das H steht für eine Variante von ADS, die mit Hyperaktivität einhergeht. ADS- Kinder sind oft zurückgezogen und angepasst. Sie verlieren sich in Nebensächlichkeiten. AD(H)S-Kinder können ihre Gedanken nicht auf eine Sache dauerhaft ausrichten.
Es handelt sich um eine Störung der Informations- und Wahrnehmungsverarbeitung. Daraus können Auffälligkeiten im Verhalten, Lernen und der Entwicklung resultieren.


AVWS

AVWS bezeichnet*2:
eine Einschränkung der auditiven Wahrnehmung, die nicht in einer Verminderung des normalen "peripheren" Gehörs, insbesondere des Ohres begründet ist.

Der Begriff Auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörungen (AVWS) wurde 2000 in einem Konsensus Statement deutscher Pädaudiologen als gemeinsamer Diagnosebegriff eingeführt. ... Dabei beschreibt der Begriff der auditiven Verarbeitung mehr die vorbewusste Prozessierung der Informationen beider Ohren, während sich die auditive Wahrnehmung eher auf die bewusste kognitive Analyse dieser Informationen bezieht.

 

Im aktuellen Konsensus-Papier der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie wird die AVWS so definiert:*3

"Eine Auditive Verarbeitungs- und/oder Wahrnehmungsstörung (AVWS) liegt vor, wenn bei normalem Tonaudiogramm zentrale Prozesse des Hörens gestört sind. Zentrale Prozesse des Hörens ermöglichen u. a. die vorbewusste und bewusste Analyse, Differenzierung und Identifikation von Zeit-, Frequenz- und Intensitätsveränderungen akustischer oder auditivsprachlicher Signale sowie Prozesse der binauralen Interaktion (z. B. zur Geräuschlokalisation, Lateralisation, Störgeräuschbefreiung, Summation) und der dichotischen Verarbeitung."

Quellenverzeichnis

*2
wikipedia Eintrag vom 22.2.2012

*3

Download
Konsensus Papier der dgpp
AVWS-Papier
cons_avws.pdf
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